Das Kinderbetreuungsangebot im Schul- und teils im Vorschulbereich im Kanton Zug deckt die Nachfrage nach Betreuungsplätzen nicht. Nun soll ausgebaut werden. Warum dies aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist.
Nach verschiedenen politischen Vorstössen und im Rahmen des Projekts Zug+ Kinderbetreuung soll das Angebot an Betreuungsplätzen im Kanton flächendeckend und bedarfsgerecht ausgebaut werden. Die entsprechenden Vorschläge kommen im März/April in die Regierung und in den weiteren politischen Prozess. Die Zuger Wirtschaftskammer unterstützt die Ausbaupläne der Regierung. Auszüge aus dem Positionspapier der ZWK:
Ausgangslage
Ein bezahlbares und bedarfsgerechtes Angebot an familienergänzender Kinderbetreuung ist für die Wirtschaft zentral und gehört zu den zwingenden Rahmenbedingungen eines wettbewerbsfähigen Standorts. Heute ist es so, dass vor allem Frauen häufig aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden oder in tiefen Pensen arbeiten, wenn sie Kinder bekommen. Die Hälfte der Mütter mit Kindern im Alter zwischen 4 und 12 Jahren arbeitet laut Bundesamt für Statistik gar nicht oder in einem Teilzeitpensum von weniger als 50 Prozent. Die Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen ist also tief. Ohne ein tragfähiges, für alle zugängliches Betreuungsangebot kann die Wirtschaft ihr Ziel der Integration gut ausgebildeter Mütter in den Arbeitsmarkt indes nicht erreichen.
Fünf Grundforderungen
- Die Sicherstellung des Angebots ist eine öffentliche Aufgabe
- Die Debatte über Familienmodelle soll wertfrei und sachorientiert geführt werden
- Die Nutzung des Angebots soll frei wählbar sein – keine “doktrinäre” Haltung, was “richtig” und was “falsch” ist
- Das Angebot sollte finanziell so ausgestaltet sein, dass es für alle Einkommensschichten zugänglich bzw. einen Anreiz hat
- Familienergänzende Kinderbetreuung sollte von Gesellschaft und Wirtschaft als sinnvolles ökonomisches Investment gesehen werden
Argumente für einen Ausbau
- Fachkräftemangel: Ohne die Erwerbskraft beider Geschlechter spitzt sich der Kampf um Talente weiter zu
- Der Anteil Frauen auf oberster Kader-Stufe ist tief. Längere Erwerbsunterbrüche oder Tiefstpensen schaden dem Ziel einer besseren Diversität im Management und Diversität, das beweisen Studien, fördert den Erfolg von Unternehmen.
- Der Kanton Zug muss sein Leistungspotenzial im Arbeitsmarkt voll ausschöpfen, um wettbewerbsfähig zu bleiben
- Vorsorge: Frauen sind aufgrund von tiefen Pensen oder Erwerbsunterbrüchen dem Risiko der Altersarmut ausgesetzt. Das kann Folgekosten bei den Sozialausgaben haben (Ergänzungsleistungen)
- Scheidungsrisiko: Die Kinderbetreuung fällt nach der Scheidung in 77 Prozent der Fälle der Mutter zu. Ohne vernünftiges Betreuungsangebot fallen diese alleinerziehenden Mütter aus dem Arbeitsmarkt und verursachen unter Umständen soziale Kosten.
- Bedürfnisse der Generationen Y und Z: Sie wollen mehr Flexibilität, andere Rollen- und Arbeitszeitmodelle – die familienergänzende Kinderbetreuung muss diesen Anforderungen gerecht werden