Marijana Lasica, Ausbildungs-Verantwortliche Porsche Zentrum Zug, erklärt, wie ihr Unternehmen im ausgetrockneten Arbeitsmarkt zu Lernenden kommt und weshalb sie Kritik an der Einstellung der heutigen Jugendlichen für verfehlt hält.
Frau Lasica, Porsche Zug bietet derzeit 7 Lernenden einen Ausbildungsplatz. Finden Sie noch genügend Nachwuchs?
Ja, aber wir müssen uns klar mehr anstrengen in einzelnen Berufsfeldern. Um ein Zeichen zu setzen und weiterhin zu qualifizierten MitarbeiterInnen zu kommen, haben wir entschieden, ab Sommer auf 11 Lernende aufzustocken. Es kommen also 5 Neue dazu.
In einigen Berufsgruppen lassen sich kaum mehr Lehrlinge finden. Wo spürt Porsche den ausgetrockneten Arbeitsmarkt?
Im Porsche Zentrum Zug haben vor allem mit denjenigen Berufen Schwierigkeiten, in denen die Hände gebraucht werden, also bei der Ausbildung als Automobilfachmann/-frau und zum MechatronikerIn. Im Bereich Detailhandel haben wir zwar genügend Nachfrage, aber die Bewerbungen sind qualitativ nicht immer dort, wo wir sie gerne hätten.
Welche Massnahmen ergreifen Sie dagegen? Senken Sie zum Beispiel die Anforderungen in den Berufen, die kritisch sind?
Das geht nicht überall. Beim Mechatroniker, dem eine vierjährige Lehre zugrunde liegt, welche die Sek A erfordert, haben wir eine Senkung der Anforderungen geprüft, aber verworfen. Im Bereich Detailhandel hingegen akzeptieren wir inzwischen auch Bewerbungen mit Sek B. Wir haben so Zugang zu Dossiers, die wir sonst nicht prüfen würden.
Viele LehrmeisterInnen beklagen, dass die jungen Menschen von heute zu wenig Biss und Resilienz hätten, was die Zusammenarbeit erschwere und Lehrabbrüche fördere. Teilen Sie diese Einschätzung?
Überhaupt nicht. Wenn man sie nicht mit einem Führungsstil von früher angeht, sind sie sehr motiviert. Der Betreuungsaufwand ist heute vielleicht etwas höher, weil die Jungen mehr einfordern und manchmal schneller in einem Tief sind, wenns mal nicht so läuft. Aber das ist nicht ihre Schuld. Wir als Gesellschaft haben sie ja so erzogen. Ich staune jedenfalls immer, wie viel man aus den Jungen herausholen kann.
Wie muss man sie denn angehen?
Man soll ihnen vor allem auf Augenhöhe begegnen und sich für ihre Welt interessieren. Wir haben zum Beispiel soeben eine Plakatkampagne realisiert, in welcher unsere Lernenden integriert wurden. Sie hatten total den Plausch beim Fotoshooting.
Und wirbt Porsche auch auf Kanälen wie Tiktok, um an die junge Zielgruppe zu kommen?
Für uns ist vor allem Instagram ein wichtiger Kanal.
Andere Plattformen, die zentral sind für die Rekrutierung von Nachwuchs?
Wir investieren sehr viel Zeit und Ressourcen in den Zukunftstag. Daraus resultieren später viele Schnupperlehren. Aber auch die Berufsschauen oder Einblickstage sind wichtig für uns.
Marijana Lasica war ursprünglich Treuhänderin und ist seit 2014 als HR-Businesspartnerin für das Porsche Zentrum Zug tätig. Die Einheit beschäftigt 85 MitarbeiterInnen, während die Porsche Schweiz AG am selben Standort in Rotkreuz 65 Angestellte zählt. Das Porsche Zentrum bietet Lehrstellen für Detailhandel, MechatronikerIn, Automobilfachman/-fachfrau und CarosseriespenglerIn an und neu auch CarosserielackiererIn.
Marijana Lasica, Ausbildungsverantwortliche Porsche Zentrum Zug