Nestlé und Hotelplan streben beide Klimaneutralität an. Am Tag der Zuger Wirtschaft am 1. September wurde aber auch über soziale Aspekte von Nachhaltigkeit diskutiert und darüber, wie Verzicht unter dem Druck der Dekarbonisierung aussehen könnte.
Der Nestlé-Präsident, die Chefin der Hotelplan Group, der Zampano, der singt und Fleisch und Schokolade macht: Mit Paul Bulcke, Laura Meyer und Dieter Meier waren drei hochkarätige Gäste präsent am Tag der Zuger Wirtschaft 2022. Auch der Zuger Regierungsrat machte den Panelisten fast in Corpore die Aufwartung.
Die Wirkungsfelder der drei Bühnengäste sind unterschiedlich, ein Anliegen aber eint das Trio: Bei Bulcke, Meyer und Meier steht das Thema Nachhaltigkeit weit oben auf der Business-Agenda.
Nestlés Umweltplan ist gigantisch
Was allen drei Firmen-Lenkern nicht schmeckt: Wenn der Staat zu sehr in ihre Geschäfte eingreift und sie in ein Nachhaltigkeits-Korsett zwängt. Deshalb werden sie lieber selber aktiv. Um ihre ehrgeizigen Umweltziele zu schaffen, scannen Firmen wie Nestlé ihr eigenes Geschäft und die Lieferketten bis hin zu ihren externen Produzenten. Besonders bei letzteren liegt die Krux. Wenn ein Unternehmen wie Nestlé mit 120 000 Kaffeebauern in 15 Ländern geschäftet, lässt sich erahnen, wie unglaublich verästelt sich die ganze Supply Chain zeigt.
Auch wenn die Umwelt-Ziele der drei Persönlichkeiten sehr ambitioniert erscheinen: Bulcke, Meyer und Meier waren sich einig, dass Nachhaltigkeit und (bewusster) Konsum kein Widerspruch seien. Ein Netto-Null-Ziel bedeute nicht, dass die Menschen künftig ein Leben mit null Genuss fristen müssten. Wichtiger sei es, transparent zu informieren.
Die Öffentlichkeit kommt oft vorschnell zu Schlüssen bezüglich Klimafreundlichkeit eines Geschäftsmodells. Die Realität zeigt sich aber vielschichtiger. Laura Meyer findet es unangebracht, dass der Tourismus oft als reine CO2-Schleuder dargestellt wird. Fasse man das Thema weiter, werde klar, welch positiven Einfluss die Branche in sozialer und ökonomischer Hinsicht habe.
Bulcke: «Wenn wir jetzt nicht handeln, sind wir vielleicht bald nicht mehr da»
Nestlé arbeitet auf ein sehr ambitioniertes Ziel hin. Der Food-Konzern will bis 2050 die sogenannte «Grüne Null» erreichen, also seine Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null niederdrücken. Zur Dringlichkeit solcher Klima-Massnahmen sagte Bulcke: «Wenn wir das jetzt nicht tun, sind wir vielleicht bald nicht mehr da.» Bei allen Klima-Anstrengungen dürfe man aber nicht moralisierend werden oder wirken: «Wir müssen eine Balance finden und dürfen nicht alle Leute abstrafen oder uns überhaupt entschuldigen dafür, dass wir leben.»
Auch Dieter Meier ist es wichtig, dass man Menschen bei ihren Wünschen nicht zu sehr beschneidet. Man könne und dürfe den Leuten die Möglichkeit zu reisen nicht wegnehmen. Wichtig ist dem Yello-Sänger und Neo-Schokoladenfabrikant aber eine Einheit von Wirtschaft und Erde: «Man muss in Konversation stehen mit der Natur.»
Am anschliessenden Apéro setzten alle drei Panelisten auf Genuss – Paul Bulcke blieb sogar bis fast am Schluss in den Räumlichkeiten des Theater Casinos Zug.