«Wir klagen in Zug auf sehr hohem Niveau»

von | 15. Dezember 2022 | Standort Zug, Zuger Wirtschaftskammer

 

Gianni Bomio, ehemaliger Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektion, erklärt mit seinem Buch «Boomjahre» das Erfolgsmodell Zug. Er glaubt nicht, dass der Wohlstand im Kanton künftig gefährdet ist.

Es gibt handlichere Mitbringsel: Über 1,4 Kilogramm wiegt das druckfrische Buch von Gianni Bomio, dem ehemaligen Generalsekretär der Zuger Volkswirtschaftsdirektion. Selbstbewusst kommt auch der Titel des Werkes her: Es heisst schlicht «Boomjahre» und beleuchtet den langen Zeitraum zwischen 1985 und 2020. In dieser Zeit hat der Kanton einen enormen Wandel vollzogen, vom ursprünglichen Agrar- zum Industrie- und Dienstleitungskanton. Das heutige Zug mit seiner florierenden, international ausgerichteten Wirtschaft ist eine Successstory, die nach Meinung von Gianni Bomio nie richtig erzählt und gewürdigt wurde. Das wollte der Autor, der seit 2019 pensioniert ist, ändern: «Das Buch schliesst eine Wissenslücke. Man muss den Erfolg unseres Lebens- und Wirtschaftsraums ja auch einmal dokumentieren», sagt der Rechtsanwalt, der gut 35 Jahre im Dienste der Zuger Behörden gestanden hatte und über dessen Pult so manches wichtige Politgeschäft gelaufen ist.

 

Subjektive, detailgetreue Enzyklopädie
Lernen kann man tatsächlich viel, wenn man durch die 384 Seiten des Buches, das in einer Auflage von 3800 Exemplaren gedruckt wurde, blättert. «Boomjahre – eine Annäherung an das Erfolgsmodell Zug» ist eine subjektive Enzyklopädie, geschrieben von einem, der den Politbetrieb und die Zuger DNA bestens kennt und an vielen Projekten selber beteiligt war. Bomio handelt alle wichtigen Themenbereiche sehr detailgetreu ab – von der Firmenansiedlungspolitik, Steuern, Forschung und Innovationspolitik bis hin zu Infrastruktur, Bildung oder Entstehung des Cryptovalleys. Als einen der wichtigsten Erfolgsgaranten sieht Bomio u.a. das Modell der «Public Private Partnership», welches in Zug stark verankert ist: «Die Behörden haben traditionell keine Berührungsängste gegenüber der privaten Wirtschaft als Erbringerin von staatlichen Aufgaben».

 

Dabei bringt Gianni Bomio bei seinen Ausführungen durchaus persönliche Wertungen ein. Man merkt, dass er sich das eine oder andere anders gewünscht hätte und man aus seiner Sicht da und dort noch zu wenig gross gedacht hat, etwa beim Bau des neuen Bahnhofs. («Wenig Entwicklungspotenzial»).

 

Im Grossen und Ganzen aber hat Zug aus Sicht des Autors eine clevere und erfolgreiche Strategie gefahren, und dies obwohl der Kanton kein «First mover» sei, aber «ein Weltmeister im massgeschneiderten Übernehmen von internationalen oder nationalen Neuerungen, die er auf seine Grösse, seine Möglichkeiten und seine Ansprüche adaptiert». Zusammen mit der Wirtschaft sei es der Politik und Verwaltung immer wieder gelungen, das optimale Timing für die Lancierung von Innovationen zu finden. Die Zuger Wirtschaftskammer, so betont er, habe dabei eine Scharnier -Funktion. «Früher waren die Firmen politisch engagierter. Heute braucht es eine ZWK als Stimme».

 

Wohnen im Säuliamt als Preis des Erfolgs
Den Schattenseiten des boomenden Zugs widmet Bomio zum Schluss ein Kapitel– etwa der Problematik des fehlenden günstigen Wohnraums. Im persönlichen Gespräch macht der Autor aber auch klar, dass nicht für alles ein Ausgleich gefunden werden kann. «Dass einige Zuger, die hier aufgewachsen sind, im Freiamt, im Säuliamt oder im Rontal wohnen müssen, wenn sie sich ein günstiges Haus kaufen oder eine Wohnung mieten wollen, ist leider der Preis unseres wirtschaftlichen Erfolges».

 

Bomio, der in Zug aufgewachsen ist, zeigt sich aber noch nicht wirklich besorgt, wenn man ihn auf Wohlstandsverlustängste von jüngeren Generationen anspricht: «Wir klagen in Zug auf sehr hohem Niveau. Die Armutsquote im Kanton ist noch immer sehr tief». Die Entwicklungsmöglichkeiten des einzelnen seien hoch. Um gleich zu relativieren: «Wohlstand ist aber kein Selbstläufer. Es braucht auch in Zukunft innovative Projekte und Herzblut, um das Erfolgsmodell Zug weiterzuführen. Optimistisch ist er auch betreffs der Einführung der OECD-Mindeststeuer, die am Steuervorteil des Kantons kratzt. «Zug wird sich auch mit höheren Steuern für international tätige Unternehmen behaupten können»

Bestellung über www.boomjahre.ch oder Kauf im Buchhandel.

 

 

 

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