ZWK-Interview mit Dr. Adrian Krahn zur MenoSupport Suisse Studie
ZWK: Herr Dr. Krahn, warum braucht es eine Studie zu den Wechseljahren am Arbeitsplatz?
Dr. Adrian Krahn: Weil es bisher schlicht keine gab. MenoSupport Suisse ist die erste schweizweite Untersuchung zu diesem Thema. Gemeinsam mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und dem Inselspital Bern wollten wir verstehen: Wie erleben Frauen in der Schweiz die Wechseljahre im Berufsleben und welchen Einfluss hat das auf ihre Arbeitsfähigkeit?
ZWK: Und was hat Sie dabei am meisten überrascht?
Dr. Adrian Krahn: Die Klarheit der Ergebnisse. Viele Frauen 45+ stehen unter massivem Druck körperlich wie emotional. Und das mitten im Berufsleben. Die meisten fühlen sich damit allein gelassen. Nicht aus Mangel an Motivation, sondern weil weder Strukturen noch Sprache für dieses Thema existieren. Das Resultat: Rückzug, Reduktion oder sogar Ausstieg.
ZWK: Welche konkreten Folgen hat das für Unternehmen?
Dr. Adrian Krahn: Der Fachkräftemangel verschärft sich. Führungserfahrung, Know-how, Loyalität, all das geht verloren, weil Frauen sich still zurückziehen. Unsere Studie zeigt: Das ist kein individuelles Problem. Es ist ein systemisches Versäumnis.
ZWK: Was empfehlen Sie Unternehmen, die das ändern wollen?
Dr. Adrian Krahn: Erstens: Hinschauen. Zweitens: Handeln. Das beginnt bei Schulungen für Führungskräfte, geht über Menopause-Ansprechpersonen bis hin zu flexiblen Arbeitszeiten. Kleine Massnahmen, grosse Wirkung. Wichtig ist, dass das Thema enttabuisiert wird. Denn Schweigen kostet Produktivität.
ZWK: Gibt es schon Best Practices aus der Schweiz?
Dr. Adrian Krahn: Jein. Einzelne Unternehmen beginnen, interne Programme aufzusetzen etwa Sensibilisierungstrainings oder Anpassungen bei der Arbeitsorganisation. Aber wir stehen am Anfang. Deshalb ist die Veröffentlichung unserer Studienergebnisse am 3. September 2025 um 10:30 Uhr in Zürich auch ein Weckruf: Jetzt ist der Moment, Verantwortung zu übernehmen.
ZWK: Warum ist das Thema aus Ihrer Sicht mehr als ein «Frauenthema»?
Dr. Adrian Krahn: Weil es die Arbeitswelt als Ganzes betrifft. Die Produktivität sinkt, wenn hochqualifizierte Mitarbeitende innerlich aussteigen. Der wirtschaftliche Schaden entsteht leise, aber messbar. Wechseljahre sind ein Gesundheitsthema, ein Führungsthema und ganz klar ein Business-Thema.
ZWK: Was ist Ihre Vision für die Zukunft?
Dr. Adrian Krahn: Dass wir in ein paar Jahren zurückblicken und sagen: „Weisst du noch, als man im Büro nicht über die Wechseljahre gesprochen hat?“ Unsere Vision bei The Women Circle ist eine Arbeitswelt, in der Frauen in jeder Lebensphase ihr Potenzial einbringen können; offen, unterstützt und ohne Energieverlust durch Tabus.
ZWK: Vielen Dank, Herr Dr. Krahn.
Dr. Adrian Krahn: Ich danke Ihnen.
Die Studie wurde durchgeführt durch:
Prof. Dr. Andrea Rumler, Professorin für allgemeine BWL und Marketing, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Prof. Dr. med. Petra Stute, Leitende Ärztin und Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik Inselspital Bern
Dr. med. Elena Pavicic, PhD Research Fellow, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik Inselspital Bern
Salome Kränzlin, Master of Medicine, Frauenklinik Inselspital Bern
The Women Circle AG

