«In einer Mannschaft braucht es immer wieder Reizfaktoren»

von | 1. Juli 2021 | Standort Zug

Fotograf: Philipp Hegglin

Patrick Lengwiler, CEO, EVZ Management AG

EVZ-CEO Patrick Lengwiler über die Kunst, ein vom Erfolg gekröntes Team wieder anzutreiben und Prämienzahlungen in Zeiten von Verlusten.

Die Euphorie nach dem Gewinn des Meistertitels war riesig. In welchem emotionalen Zustand sind Sie jetzt?

Die Emotionen sind abgekühlt, wir wechseln in einen anderen Modus. In wenigen Wochen stehen wir wieder auf dem Eis, und der Zähler ist bei Null. Die harte Arbeit hat wieder begonnen und nun starten wir als Gejagte.

Was bedeutet diese Rolle?

Wir haben die Ambition, mehr als ein Mal zu gewinnen. Was passiert ist, ist kein Produkt des Zufalls, sondern jahrelange Aufbauarbeit. Die Chancen, diesen Erfolg zu wiederholen, sind intakt, weil wir die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt haben. Wir setzen alles daran, den Titel zu verteidigen – dieses Mal mit einer Arena voll von Zuschauern und Zuschauerinnen.

Erfolg macht immer etwas träge. Wie wollen Sie den Hunger in der Organisation wieder wecken?

Das ist eine Führungsfrage. Man muss einfach weiter rütteln und allen klar machen, dass nun kein Milimeter vom bisherigen Arbeitsmodus abgewichen wird.  

Dennoch: Für einen Meistertitel braucht es ein Momentum, in welchem alle Räder richtig drehen. Das lässt sich nicht beliebig reproduzieren.

Einige Räder steuern wir selber. Auf andere haben wir nur bedingt Einfluss. Einige Schlüsselspieler verlassen uns zum Beispiel. Aber es kommen auch neue Hungrige. Das wird uns gut tun.

Ans Credo «Never change a winning team» glauben Sie also nicht?

Nein. In einer Mannschaft braucht es immer wieder Reizfaktoren – neue Charakterköpfe und  Leadertypen etwa. Harmonie pur ist nie gut, und darum sind die angekündigten Abgänge nicht nur negativ, auch wenn es in der Öffentlichkeit teils heftige Reaktionen gab.

Sie sprechen den Abgang von Captain Raphael Diaz an. Hätte man ihn nicht halten müssen?

Wir müssen die richtigen Entscheide für die Organisation treffen und nicht aus Emotionen handeln. Raphael war eine Schlüsselfigur, aber wir wollten ihm mit 35 einfach keinen Vierjahresvertrag mehr geben. Ich stehe voll hinter diesem Entscheid.

Diaz war aber ein Star. Müssen Sie die nicht entsprechend behandeln?

Der Klub ist stärker und wichtiger als jeder Star. Raphaels Abgang schürte Emotionen ja. Aber dieselben Leute, die uns heute vorwerfen, dass wir ihn ziehen liessen, würden uns in zwei Jahren kritisieren, falls seine Performance nachliesse. Ich staune immer wieder, wie viele Sportfunktionäre sich von der Meinung der Öffentlichkeit beeinflussen lassen.

Sie denken an Clubpräsidenten, die Trainer entlassen, weil es ihnen die besten Freunde einflüstern.

Genau. Ich kenne viele erfolgreiche Wirtschaftsleute, die sich im Profisport engagierten und sich dort plötzlich nur noch von Emotionen leiten liessen. Rational zu handeln ist in diesem hochemotionalen Umfeld nicht immer einfach, aber für mich essenziell.

Trainer Dan Tangnes hat durch den Meistertitel seinen Marktwert heraufgeschraubt. Keine Angst, ihn zu verlieren?

Dan kam hierher, weil der EVZ ein Konzept hatte und er in diesen Plan passt. Er hat bis jetzt einen Top Job gemacht. Wenn er eines Tages in die NHL wechseln will und kann, dann müssen wir die Situation neu beurteilen und eine Lösung finden. Auch hier gilt: Der Klub ist stärker. Generell finde ich, Sportclubs werden in ihrer Leistung zu eindimensional bewertet. Wer nicht Meister wird, hat keinen guten Job gemacht. Das ist völlig falsch.

Wie meinen Sie das?

Entscheidend ist, den Erfolg in Relation zu den vorhandenen Ressourcen zu setzen. Da haben wir beim EVZ in den letzten 10 Jahren sehr effizient gearbeitet. Wir waren das konstanteste Team in dieser Zeitspanne. Wir haben in diesem Jahr den Meistertitel geholt mit einer Mannschaft, welche zur Hälfte aus Spielern besteht, welche im EVZ für den Sprung in die höchste Liga ausgebildet wurden. Und wir haben den Titel mit einem Kaderbudget geholt, welches im Ligavergleich im Mittelfeld und einige Millionen hinter der Spitze liegt. Auch einige andere Klubs hätten unter diesem Aspekt mehr Aufmerksamkeit verdient.

Ohne Corona wäre es für den EVZ finanziell ein Spitzenjahr geworden.  

Wir müssen mit einem Minus von 700 000 Franken leider den ersten Verlust seit 5 Jahren ausweisen. Wenn wir aber bedenken, dass uns Covid-19 alleine im vergangenen Geschäftsjahr einen finanziellen Schaden von 12,5 Millionen verursachte, dürfen wir sehr stolz auf das Ergebnis sein. 

Ein wenig lukrativer Meistertitel.

Ja, unser Budget baut in der Regel auf dem Erreichen der Viertelfinals auf. Was nachher folgt, ist wie das Dessert. Das schenkt richtig ein. Die Spielerprämien haben wir aber dennoch ausbezahlt, weil sie vertraglich auch fix so vereinbart sind.

Gab das keinen Unmut, wo die Mitarbeitenden des EVZ doch auf Saläropfer bringen mussten?

Nein. Denn unsere Spieler haben genau gleich  wie alle Angestellten und Kader auf einen prozentualen Anteil des Jahreslohnes verzichten müssen. Deren Prämien sind im Vergleich auch eher bescheiden und vom direkten Erfolg in den Playoffs abhängig. Aber natürlich sind das schwierige Entscheidungen – Sparen und Prämien zahlen, das passt irgendwie nicht zusammen. Aber Meister werden und nichts machen ist auch falsch.

Der EVZ ist vor kurzem Mitglied der Zuger Wirtschaftskammer geworden. Warum?

Weil wir als regional bedeutendes Unternehmen mit 120 Mitarbeitenden, 220 Teilzeitangestellten und über 250 mitwirkenden Funktionären einfach da reingehören. Wir hätten auch schon früher beitreten können, aber es war irgendwie nicht auf dem Radar.

Weitere Informationen:
  EVZ Management AG

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