Warum das Binnenland Schweiz mit einer neuen Steuer für die Hochseeschifffahrt liebäugelt

von | 31. Oktober 2021 | Standort Zug

Dieses Jahr hat der Bundesrat die sogenannte Tonnagesteuer in die Vernehmlassung geschickt. Sie betrifft die internationale Seeschifffahrt. Was steckt dahinter?

Man reibt sich die Augen. Die Schweiz will eine neue Steuer für die internationale Hochseeschiffahrt einführen, wo sie doch gar nicht an ein Meer grenzt und kaum Schiffe hat, die unter Schweizer Flagge laufen. Die drei wichtigsten Fragen und Antworten dazu – eingeordnet von Steuerexperte Samuel Bussmann, MME Legal | Tax | Compliance in Zug.

Tonnagesteuer – was ist das?

Die Tonnagesteuer ist eine alternative Methode zur Ermittlung der Gewinnsteuer. Dies unabhängig davon, wie erfolgreich sich der Geschäftsbetrieb tatsächlich entwickelt. Der Gewinn wird also pauschal ermittelt. Dies ist der Vorteil gegenüber der jetzigen herkömmlichen Besteuerung. Die Mehrzahl der EU-Staaten hat eine Tonnage-Steuer, was für Unternehmen im maritimen Sektor attraktiv ist, da sie Planbarkeit gibt. Die qualifizierenden  Unternehmen können, aber müssen das Modell der Tonnage Tax im Übrigen nicht anwenden. Sie ist also optional.

Warum will der Bundesrat eine Tonnagesteuer einführen?

Nur eine handvoll Unternehmen bzw. Reedereien sind in der Schweiz angesiedelt. Und der Rohstoffhandel, der in Zug eine wichtige Rolle spielt, lässt bis dato eine Mehrheit der eigenen Transportflotten ausserhalb der Schweiz eintragen. Wenn die Schweiz nun eine nationale Tonnagesteuer einführen würde, hätte sie gleich lange Spiesse mit den EU-Ländern, die die maritimen Aktivitäten bereits so besteuern.

„Die Erfahrung in anderen EU-Ländern hat gezeigt, dass mit der Tonnagesteuer mehr Firmen, die Hochseeschiffahrt betreiben, angesiedelt werden können. Dies könnte insbesondere für Zug mit seinem starken Rohstoff-Cluster positive Effekte haben“, sagt Samuel Bussmann, Partner bei MME Legal | Tax | Compliance in Zug. „Die Bedeutung des Schifffahrtssektors hat durch die Globalisierung massiv zugenommen“. Ausserdem, so Bussmann, habe die Corona-Krise gezeigt, wie wichtig die Versorgungssicherheit für die Schweiz sei. Auch hier könnte sich die Tonnage Tax positiv auswirken, wenn mehr Schiffe unter Schweizer Flagge fahren.

Könnte dies nicht auch zum Abfluss von Steuergeldern führen?

Wenn neue Steuern eingeführt werden, hat dies oft einen Verlust von Steuersubstrat zur Folge. Bei der Tonnagesteuer besteht diese Gefahr laut Samuel Bussmann nicht. „Die Schweiz kann nur gewinnen, da bis jetzt so wenige Firmen bzw. Reedereien hier angesiedelt sind, dass es auch nicht zu Abfluss kommen kann. Stattdessen könnten neue Unternehmen dazukommen und damit Arbeitsplätze für den Kanton Zug“.

Dr. Samuel Bussmann, Tax Partner, MME Legal | Tax | Compliance, Zug

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