Zuger Chefetage wird weiblicher

von | 3. März 2022 | Standort Zug

In der Zuger Wirtschaft ist die Führungsetage immer noch männlich dominiert. Just um den internationalen Tag der Frau am 8. März sorgen wichtige Wechsel für Bewegung.

Esther Denzler, Irene Gangwisch, Simone Findeis (im Uhrzeigersinn)

Die Zuger Wirtschaft gehört zu den stärksten der Schweiz. Doch wenns um Frauen in Führungspositionen geht, sieht die Bilanz nicht ganz so rosig aus. Gemäss einer 2021 publizierten Erhebung des Wirtschaftsinformationsdienstes CRIF liegt Zug beim Frauenanteil in Managementpositionen mit einem Wert von 24,2 Prozent am unteren Ende der Skala. Die Schweiz insgesamt liegt bei 27.1 Prozent. Miteinbezogen wurden sämtliche Personen, welche im Handelsregister als Führungspersonen oder Verwaltungsräte eingetragen sind. Auf Verwaltungsratsebene liegt Zug in der Untersuchung ebenfalls deutlich zurück. Zwar ist die Statistik sehr breit gefasst, aber auch auf oberster Führungsebene hat Zug noch Aufholbedarf.

“Die Zuger Wirtschaft ist noch vorwiegend männlich. Das ist an Wirtschaftsveranstaltungen gut sichtbar”, bestätigt Annette Luther. Sie muss es wissen: Die Roche-Generalsekretärin ist Vorstandsmitglied der Zuger Wirtschaftskammer, ehemalige Standortleiterin Roche Rotkreuz und Bankrätin der Zuger Kantonalbank. 

Wichtige Wechsel bei bekannten Unternehmen

Nun gibt es aber Bewegung: In den letzten Wochen hat es mehrere Ernennungen auf Top-Positionen gegeben. In allen Fällen wurde ein Mann in der Rolle abgelöst. Beim grössten Energieversorger des Kantons, WWZ, wird im Mai die 54jährige ETH-Ingenieurin Esther Denzler den CEO-Posten von Andreas Widmer übernehmen.

Am 23. Mai wird auch beim Baarer Immobilienunternehmen Alfred Müller AG eine Frau das operative Ruder übernehmen: Dann wird die 44jährige Baufachwirtin Simone Findeis David Hossli als Vorsitzende der Geschäftsleitung ablösen.  Und auch im Tourismus ist ein wichtiger Job neu in Frauenhand: Die zur Immobiliengruppe Zug Estates gehörende Hotelbusiness Zug AG (Parkhotel und City Garden Hotel) wird seit Jahresbeginn von Irene Gangwisch als Direktorin geleitet. Sie löste Stefan Gareis ab und findet, dass es noch einiges braucht in der Wirtschaft, um Diversität wirklich zu leben: “Die Akzeptanz für Frauen in Führungspositionen ist oftmals geringer; die Frau muss sich viel mehr beweisen als ihre männlichen Mitstreiter. Ebenso klafft die Lohnschere zwischen Männern und Frauen nach wie vor stark auseinander. Es herrscht eine grosse Ungleichheit: Frauen verdienen erwiesenermassen bis zu 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Da ist noch viel zu tun”, so die neue Chefin des Parkhotels.

Öffentliche Wahrnehmung von Frauen ist geringer

Annette Luther freut sich über die Ernennungen. “Ich wünsche mir sehr, dass die Kolleginnen dazu beitragen werden, dass ein gleichberechtigtes Engagement in Beruf und Familie für Paare im Kanton Zug noch selbstverständlicher wird”. Sie sei immer wieder erstaunt, wie sich Austausch und Gruppendynamik änderten, wenn eine Frau im Raum sei. “Plötzlich fällt Männern auf, dass sich Sprache und Inhalt nur auf Männer beziehen”. 

Laut Fabienne Meier, Partnerin beim Zürcher Headhunter-Unternehmen Knight Gianella, wird aber immer wieder unterschätzt, dass es mit der Ernennung von Frauen in Toppositionen nicht getan ist. “Sie müssen vor und nach ihrer Ernennung auch konsequent richtig positioniert werden”. Knight Gianella arbeitet für die Bewertung von Kandidatinnen auch mit dem C-Score: Ein Algorithmus, der die Reputation einer Person in der Öffentlichkeit mittels öffentlich zugänglichen Informationen misst. Die Personalexpertin stellt fest: “Frauen schneiden bei diesen Screenings meist deutlich schlechter ab als Männer. Mangelnde Wahrnehmung schwächt ihre Position intern und extern”. 

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